„In der Wissenschaftskommunikation geht es auch darum, den Blick für andere Sprachen zu weiten“
Wissenschaftskommunikation findet in vielen Formen statt. Christin Bolay spricht über Storytelling, flüchtige Formate und ein gelungenes Beispiel künstlerischer Kommunikation.
von Sina Metz
„Auf den Punkt gebracht“ – unter diesem Motto rückt das Forum Wissenschaftskommunikation 2021 das Zusammenspiel von Wissenschaftskommunikation und Sprache in den Fokus. Was steckt hinter dem Schwerpunktthema? Wir haben bei den Mitgliedern des Programmbeirats nachgefragt. Ann-Christin Bolay leitet die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Im Interview spricht sie über flüchtige Formate, einen geweiteten Blick für neue Sprachen der Wissenschaftskommunikation und über ein gelungenes Beispiel künstlerischer Kommunikation.
Das Forum Wissenschaftskommunikation beleuchtet in diesem Jahr das Zusammenspiel von Wissenschaftskommunikation und Sprache. Wie verändern Soziale Medien unsere Art zu kommunizieren?
Wie haben wir früher kommuniziert und wie kommunizieren wir jetzt, das ist eine schwierige Frage. Social Media hat unsere Art zu kommunizieren sicherlich enorm verändert bzw. der alten Form der Kommunikation etwas Neues hinzugefügt, neue Schwerpunkte gesetzt. Es ist eine neue Art, miteinander schnell und niedrigschwellig in Kontakt zu treten und zugleich sehr viele Personen zu erreichen. Bestimmte Themen können plötzlich in aller Munde sein. Das wäre in anderen Medien gar nicht möglich.
Allerdings muss man in Kauf nehmen, dass die Inhalte, die man auf diesem Weg kommuniziert, schnell wieder verflogen sind. Vieles wird verkürzt und zugespitzt, für komplexe wissenschaftliche Probleme hat der Tweet wenig Platz. Aber es gibt zum Glück ja auch noch viele weitere Kommunikationsformen, um heute Inhalte zu vermitteln und Themen zu setzen.
Welche Themen und Formate verbinden Sie mit den Stichworten „Wissenschaftskommunikation und Sprache“?
Zuallererst denke ich daran, dass Sprache letztlich die Grundlage ist für alle Kommunikation, und damit auch für die Wissenschaftskommunikation. Alles, was kommuniziert wird, basiert auf Sprache. Daher kann es für die Wissenschaftskommunikation nur produktiv sein, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen.
Die Wissenschaft ist ja voller verschiedener Sprachen: jedes Fach hat seine eigene Sprache, jede*r Forschende seine*ihre Art und Weise, sich auszudrücken, hinzu kommt die Vielfalt der Landessprachen. Nicht zu vergessen alle Arten nonverbaler Kommunikation. In der Wissenschaftskommunikation hängt viel davon ab, welche Sprache wir verwenden, je nachdem, wen wir erreichen möchten: Habe ich eine Sprache gewählt, die vom Adressaten verstanden wird? Lässt sich mein Gegenüber auf die Sprache ein, die ich spreche?
Ich denke, dass das Themen sein werden, die das Forum durchziehen: unser Umgang mit Sprache, die Wahl einer angemessenen Sprache und auch die Barrieren, die sich dabei auftun können.
Sie haben verschiedene Arten von Sprache angesprochen. Wo gibt es Schnittstellen von Wissenschaftskommunikation zu kreativen Sprachformen und künstlerischen Ansätzen?
Visualisierungen und Illustrationen sind beispielsweise auch eine Art von Sprache, die neue Zugänge schaffen oder Einsichten ermöglichen kann. Storytelling ist eine vieldiskutierte Methode der Wissenschaftskommunikation. Es gibt viele Schnittstellen. Letztlich geht es darum, den Blick zu weiten und Ausschau zu halten, welche anderen, auch künstlerischen Sprachen sich für die Vermittlung von Inhalten eignen. Dafür braucht es Sensibilität gegenüber den Sprachen anderer und die Bereitschaft, sich mit ihnen zu befassen.
Ein gelungenes Beispiel für die künstlerische Kommunikation von Wissenschaft sind aus meiner Sicht die Fotografien der Ausstellung „Faszination Wissenschaft“, die wir gerade in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften präsentieren. Die Fotografin Herlinde Koelbl hat eine Bildsprache gefunden, uns wissenschaftliche Persönlichkeiten näher zu bringen, sie neu oder anders zu sehen und zugleich das von außen betrachtet Rätselhafte ihrer Forschung nicht ganz aufzulösen.