Ein Raum voller Energie

Blick in die Ausstellung: Wer auf den weißen Kreis tritt, löst einen LED-Lichtblitz aus.
© Ilja C. Hendel / Wissenschaft im Dialog
11. Juni 2025

Einen Lichtblitz auslösen, ein Wasserstoffteilchen begleiten oder die Stadt der Zukunft entdecken: An Bord des ehemaligen Frachtschiffs MS Wissenschaft dreht sich an rund 30 interaktiven Exponaten in diesem Jahr alles um das Thema Zukunftsenergie. Babette Jochum, Projektmanagerin der MS Wissenschaft, erzählt, was Besuchende in der Ausstellung erwartet.

von Hanna Strub

Was sehen Besuchende, wenn sie die Ausstellung betreten?

Sie sehen als erstes einen sehr energetischen Raum. Wir haben in der Ausstellung vollflächig einen gelben Teppichboden verlegt. Somit ist die Ausstellung dieses Jahr sehr hell, was gut zum Thema Energie passt. Ganz vorne begegnet einem ein geheimnisvoller weißer Kreis auf dem Boden. Wenn man ihn betritt, löst man einen Impuls aus und schickt einen Lichtblitz durch die Ausstellung. Ich finde es ein schönes Signal, etwas von der eigenen Energie in die Ausstellung zu geben.

Welche überraschenden Erkenntnisse kann man in der Ausstellung gewinnen?

Mich hat erstaunt, welche große Rolle die Wärme für die Energiewende spielt. Wir reden sehr viel über Strom, aber im Grunde geht es bei der Energiewende ganz viel darum, wie wir Wärme produzieren. Hier muss sich vieles ändern und es gibt auch schon viele Lösungsansätze. Zweitens habe ich beim Thema Energiespeicher gelernt, wie viele unterschiedliche Wege es gibt, Energie zu speichern. Alle haben Vor- und Nachteile und wir brauchen alle Technologien, um sie an unterschiedlichen Stellen einzusetzen. Wir haben dazu eine 3D-Infografik in der Ausstellung, wo verschiedene Speichertechnologien und ihre Wirkungsgrade dargestellt sind. Beispielsweise schneidet Wasserstoff beim Wirkungsgrad schlecht ab, aber man lernt dann, dass der Wirkungsgrad nicht das einzige ist, wonach man die Technologien beurteilen sollte.

Babette Jochum ist Projektmanagerin der MS Wissenschaft.
Babette Jochum ist Projektmanagerin der MS Wissenschaft. | © Simon Esser / Wissenschaft im Dialog

Was kann ich aktiv in der Ausstellung machen?

Richtig körperlich betätigen kann man sich bei einem Exponat zum klimafreundlichen Bauen. Da haben wir ein zweigeteiltes Haus, in das man Wasser kurbeln kann. Die eine Haushälfte stellt ein Passivhaus dar, die andere einen gewöhnlichen Altbau. Man stellt schnell fest, dass das Wasser im Altbau viel schneller wieder rausläuft als im Passivhaus. Das Wasser entspricht in diesem Versuch der Wärme, die wir durch Heizen erzeugen. So wird deutlich, wie wichtig eine gute Wärmedämmung ist. Auch bei unseren digitalen Exponaten kann man selbst aktiv werden. Zum Beispiel kann man sich mit intelligenten Stromnetzen befassen und das Stromnetz an verschiedene Energiesysteme anpassen.

Welche Exponate sind besonders für Kinder und Jugendliche spannend?

Wir haben zum Beispiel ein sehr schönes Legomodell von einer nachhaltigen Stadt, wie sie in Zukunft aussehen könnte. Da kann man viele interessante Details entdecken: Von der Wasserstoff-Tankstelle über ein Pumpspeicherkraftwerk bis hin zu Windrädern und Photovoltaikanlagen auf den Dächern. Es gibt auch ein Autorennen in der Ausstellung, das bei unseren jüngeren Besuchenden sehr beliebt ist. Man kann dabei drei verschiedene Antriebsarten – Elektromotor mit Strom, Verbrennermotor mit E-Fuels oder Wasserstoffauto mit Brennstoffzelle – gegeneinander antreten lassen. Dann merkt man schnell, dass das Elektroauto viel länger fahren kann als die anderen beiden.

Konventionelles Gebäude versus Passivhaus: Wo liegen die Unterschiede bei der Wärmedämmung?
Konventionelles Gebäude versus Passivhaus: Wo liegen die Unterschiede bei der Wärmedämmung? | © Ilja C. Hendel / Wissenschaft im Dialog

Bei welchen Exponaten kommen auch Energiewende-Expert*innen auf ihre Kosten?

Neben dem oben erwähnten Exponat zu intelligenten Stromnetzen, würde ich das Spiel zu Offshore-Windenergie empfehlen. Da bauen die Besuchenden einen Offshore-Windpark und erzeugen vor Ort Wasserstoff. Mit dem Wasserstoff handeln sie dann. Durch umweltfreundliches Verhalten können sie Bonuspunkte sammeln.

Welche Exponate gefallen den Besuchenden besonders gut?

Wir bekommen viele positive Rückmeldungen zum Exponat Bioenergiepark Saerbeck. Da geht es um eine Gemeinde, die ein altes Industrieareal umgestaltet und dort Photovoltaikanlagen, Biogasanlagen und Windräder gebaut hat. Mit dem Energiepark kann die Gemeinde jetzt nicht nur ihren Energiebedarf decken, sondern auch noch Strom und Wärme verkaufen. Dieses Beispiel beeindruckt die Menschen, weil es zeigt, wie die Energieversorgung in der Hand der Bürger*innen selbst liegen kann. An dieser Stelle wird deutlich, dass die Energiewende nicht nur eine Frage der Technologien, sondern auch eine soziale Frage ist. Ein weiteres Exponat, das bei Besuchenden sehr gut ankommt, vermittelt grundlegende Infos zur Erzeugung und Nutzung von Wasserstoff. Indem man selbst Fragen beantwortet, kann man ein Wasserstoffteilchen auf seiner Reise voranbringen.

Besuchende können ein Wasserstoffteilchen auf seiner Reise von der Erzeugung bis zur Nutzung begleiten.
Besuchende können ein Wasserstoffteilchen auf seiner Reise von der Erzeugung bis zur Nutzung begleiten. | © Ilja C. Hendel / Wissenschaft im Dialog

Von wem kommen die Exponate?

Die Exponate kommen hauptsächlich von den vier großen deutschen Forschungseinrichtungen, die vor 25 Jahren auch WiD mitbegründet haben: Fraunhofer-Gesellschaft, Helmholtz-Gemeinschaft, Leibniz-Gemeinschaft und Max-Planck-Gesellschaft. Wir haben auch Exponate von deutschen Hochschulen und auch von Hochschulen aus Österreich. Und wir haben auch einige Ausstellungsstücke von den sogenannten Wasserstoff- Leitprojekten, die vom Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt stammen.

Warum ist die MS Wissenschaft für Forschende eine tolle Möglichkeit, ihre Arbeit zu präsentieren?

Wir sind in großen und in kleinen Städten unterwegs – auch in Orten, wo es kein Wissenschaftsmuseum und keine Universität gibt – und, wo die Menschen nicht unbedingt so einfach mit Forschung in Berührung kommen. Wir haben im Schnitt jährlich 80.000 Besuchende an Bord. Das ist eine große Reichweite und wir erreichen sehr unterschiedliche Menschen. Dadurch, dass die Ausstellung auf einem Schiff ist, kommen nicht nur Leute, die sich für das Thema interessieren. Es kommen auch viele Leute, die einfach gerne aufs Schiff kommen. Und dann eben ganz viel von Wissenschaft und Forschung erfahren. Wir haben auch sehr viele Schulklassen in der Ausstellung und sprechen so auch potentielle Nachwuchsforscher*innen an.

Welche Aufgaben hattest Du im Zusammenhang mit der Ausstellung?

Ich habe zusammen mit der diesjährigen Ausstellungsagentur Schwerdtfeger & Vogt und mit den Leihgebern aus der Forschung die Ausstellung thematisch konzipiert. Auch habe ich mit ihnen gemeinsam die Ausstellungstexte geschrieben. Begleitend zur Ausstellung organisiere ich Veranstaltungen, die auf dem Schiff stattfinden. Und dann betreue ich noch den Instagram-Kanal der MS Wissenschaft.

Welche begleitenden Veranstaltungsformate gibt es in diesem Jahr?

Wir haben auch dieses Jahr die beiden bewährten Formate Dialog an Deck und Meet the Scientists. Beim Dialog an Deck laden wir Expert*innen aus der Forschung ein, zu einem bestimmten Thema zu diskutieren. Das Publikum ist eingeladen, Fragen zu stellen und sich an der Diskussion zu beteiligen. Bei Meet the Scientists kommen Forschende, die hinter den Exponaten stehen, in die Ausstellung und beantworten Fragen der Besuchenden. Außerdem veranstalten wir dieses Jahr sogenannte Wissenschaftswalks. Das sind Führungen durch Forschungseinrichtungen und Orte der Energieversorgung in mehreren Tourstädten. Beim Thema Energie gibt es viel zu sehen, auch in einer Größe, die wir in der Ausstellung selbst nicht zeigen können, wie zum Beispiel einen Wellenströmungskanal. Auch einen Filmabend und eine Lesung veranstalten wir dieses Jahr. Und es gibt während der Tour zahlreiche Workshops für Schulklassen an Deck des Schiffes.

Alle Tourdaten und Veranstaltungen finden Sie auf der Website der MS Wissenschaft.