Das war der erste Tag des fwk25

Gut gefüllter Hörsaal in der Liederhalle Stuttgart während der Begrüßung zum Forum Wissenschaftskommunikation 2025
© Damian Gorczany/WiD
03. Dezember 2025

Wissenschaft im Geschwindigkeitsrausch und sechs Regeln, wie wir Wissen besser kommunizieren können: Die Keynote von Informatikprofessorin Katharina Zweig und die Verleihung der Lorenz-Oken-Medaille an Jacob Beautemps gehörten zu den Highlights am ersten Tag des Forum Wissenschaftskommunikation.

„Das Forum Wisskomm ist die Plattform von der Wisskomm-Community für die Wisskomm-Community“, mit diesen Worten begrüßte WiD-Geschäftsführer Benedikt Fecher die Besucher*innen des Forum Wissenschaftskommunikation 2025. Rund 750 Teilnehmer*innen waren in der Liederhalle Stuttgart zusammengekommen. Fecher unterstrich die Bedeutung ihres Engagements: „Das Forum lebt von Ihnen und von Ihren Beiträgen.“

„Künstliche Intelligenz und Social Media sind Realität“ – ganz gleich, ob man sie begrüßt oder skeptisch sieht, so Benedikt Fecher. Entscheidend sei, sich mit der Frage zu beschäftigen, welche Probleme die Technologien lösen und welche Herausforderungen sie erzeugen. Daraus leitete er den Anspruch an die Wissenschaftskommunikation ab, die Digitalisierung nicht nur zu begleiten, sondern „einen souveränen und kreativen Umgang mit KI zu entwickeln“.

„Die Wissenschaft hat einen besonders hohen Stellenwert hier in der Landeshauptstadt“, sagt Stadtdirektorin Ines Aufrecht. Mit der Universität Stuttgart, der Universität Hohenheim sowie zehn staatlichen und staatlich anerkannten Hochschulen, fünf Fraunhofer- und zwei Max-Planck-Instituten sowie zahlreichen weiteren Einrichtungen sei Stuttgart ein wissenschaftliches Zentrum mit großer thematischer Vielfalt. Rund 60.000 Studierende prägten die Stadt. Aufrecht betonte zudem die enge Verzahnung von Wissenschaft und Wirtschaft: 45 Prozent der Forschungskapazität Baden-Württembergs seien in Stuttgart gebündelt, jährlich würden über 7.000 Patente angemeldet.

„Wir sehen uns als Enabler für die Community“, sagt Christopher Gripp, Projektleiter des Forums. „Das Forum funktioniert jedes Jahr als eine große gemeinsame Anstrengung.“ Beim Forum 2025 freue er sich über einen zusätzlichen Programmblock und neue Vernetzungsformate wie Icebreaker-Tische.

© Damian Gorczany/WiD

Den inhaltlichen Auftakt setzte Katharina Zweig, Professorin für Informatik an der TU Kaiserslautern, mit ihrer Keynote „Wissenschaft im Geschwindigkeitsrausch“. Anhand dreier Beispiele zeigte sie, wo Prozesse in Wissenschaft und Öffentlichkeit „zu schnell“ und wo sie „zu langsam“ laufen. Unter Publikationsdruck entstünden häufig hastig zusammengestellte Studien, die von Medien rasch aufgegriffen und in politische Forderungen übersetzt würden. Die Korrektur durch kritische Journalist*innen oder Wissenschaftskommunikator*innen brauche dagegen deutlich länger.

Zweig formulierte vier Forderungen für gute Wissenschaft und Wissenschaftskommunikation: bessere Wissenschaftsbildung an Schulen, Professuren mit Lehrdeputat für die Allgemeinheit, professionelle Wissenschaftskommunikation an Universitäten und mehr finanzielle Mittel für Wissenschaftskommunikation und unabhängigen Journalismus. Ihr Fazit: „Wir brauchen eine transparente Wissenschaft in einer demokratischen Gesellschaft mit starkem, unabhängigem Journalismus.“

© Damian Gorczany/WiD

Am Nachmittag stand die Verleihung der Lorenz-Oken-Medaille auf dem Programm. Bereits zum dritten Mal vergibt die Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte diese Auszeichnung beim Forum Wissenschaftskommunikation. Geehrt wurde Jacob Beautemps für seine herausragenden Beiträge zur Wissenschaftskommunikation.


Die Lorenz-Oken-Medaille solle gezielt Menschen würdigen, die neue, wirksame Formen der Vermittlung entwickeln, so Heribert Hofer, erster Vizepräsident der GDNÄ. Die Laudatio auf den diesjährigen Preisträger hielten Abiturient Eric Andresen und Kevin J. Yuan, Erstsemesterstudent der Medizin, von der Jungen GDNÄ.

Mit seinem YouTube-Kanal „Breaking Lab“ erreicht Jacob Beautemps über 700.000 Follower und zählt zu den erfolgreichsten Science-Creators Deutschlands. Er vermittelt komplexe Themen verständlich, ohne fachliche Genauigkeit zu verlieren, greift neben Forschungsfragen auch gesellschaftliche und politische Debatten auf und arbeitet konsequent transparent – mit klaren Quellenangaben und deutlicher Trennung von Fakten und eigener Bewertung.

Auch im linearen Fernsehen erzielt Beautemps hohe Reichweiten, etwa mit Projekten wie „Science for Future“. In seinem Buch „Unsere Zukunft neu denken“ zeigt er, wie wissenschaftliche Innovationen zur Lösung großer Zukunftsfragen beitragen können. Die Laudatoren hoben besonders seinen „wissenschaftlichen Optimismus“ hervor: Probleme werden nicht beschönigt, aber Fortschritte sichtbar gemacht – als Grundlage für Orientierung und Hoffnung, vor allem für junge Menschen.

© Damian Gorczany/WiD

In seinem Vortrag „Der wichtigste Skill des 21. Jahrhunderts“ schloss Beautemps an die Preisidee an. Wissen sei das wertvollste, was wir haben, so Beautemps. Während wir viel investieren, uns Wissen anzueignen, gehe es selten darum, Wissen weiterzugeben. Aus Forschung und Praxis leitete er sechs Regeln für gute Wissenschaftskommunikation ab:

1.) Aufhänger: Ein starker Aufhänger zu Beginn zieht das Publikum ins Thema.
2.) Zielgruppe kennen: Inhalte müssen an Zielgruppe und Situation angepasst werden.
3.) Vertrauen herstellen: Transparenz, Quellenangaben und Expertise sind Grundlage für Akzeptanz.
4.) Visualisieren und emotionalisieren: Abstraktes wird durch Bilder und Einordnung verständlich.
5.) Mit Fragen arbeiten: Fragen fördern Lernprozesse stärker als reine Antworten.
6.) Struktur geben: Klare Dramaturgie reduziert Komplexität.

Beautemps erinnerte sich an ein inspirierendes Gespräch mit Jane Goodall. Sie habe ihn zu einer „siebten Regel“ bewogen. Wer nur Krisen beschreibt, ohne Wege aufzuzeigen, fördert Resignation. Fortschritt sichtbar zu machen bedeute hingegen, die gesellschaftliche Handlungsfähigkeit zu stärken. Kurzum: Wissenschaftskommunikation sollte Hoffnung ermöglichen.