Nachgefragt bei Roland Koch
In der Reihe „Nachgefragt“ stellen wir in loser Folge Menschen vor, die in der Wissenschaftskommunikation arbeiten. Mit 17 Fragen - und 17 Antworten, mal ernsthaft, mal humorvoll.
von Ursula Resch-Esser
In der vierundsiebzigsten Ausgabe sprechen wir mit Roland Koch. Roland Koch ist seit 2015 in der Kommunikation der Helmholtz-Gemeinschaft tätig. Bis 2019 war er Pressesprecher in der Berliner Geschäftsstelle, seit 2020 leitet er die Kommunikationsabteilung der Helmholtz-Klima-Initiative.
Ein*e gute*r Kommunikator*in braucht…?
Einen verlässlichen Kompass, um in den täglichen Turbulenzen nicht die Orientierung zu verlieren.
Was hat Sie dazu bewogen, in der Wissenschaftskommunikation zu arbeiten?
Nichts ist spannender als mit neuem Wissen alte Gewissheiten über Bord zu werfen – auch wenn’s manchmal selbst ein bisschen wehtut.
Ihr Arbeitsalltag in drei Schlagworten?
Reden, Schreiben, Reden schreiben
Was war Ihr schönstes Erlebnis als Kommunikator*in?
Wenn ich das Publikum bei einer Veranstaltung, die ich moderiere, zum Lachen bringe und es gut unterhalte. Wissenschaft kann richtig viel Spaß machen und ich glaube, dass wir in einer solchen Grundstimmung am meisten mitnehmen – ohne ernste Themen aussparen zu müssen. Manchmal gelingt mir das hoffentlich.
Was war Ihr größtes Kommunikationsdesaster?
Printbeilage für eine Tageszeitung. Ich bin zum ersten Mal verantwortlich (ist also schon eine Weile her). Die Palette mit der gesamten Auflage von 10.000 Stück steht in der Druckerei. Ich blättere durch und ein Foto ist falsch. Alles neu drucken. Dickster Anschiss meines Lebens. Ich könnte noch heute vor Scham im Boden versinken.
Welche Ihrer Eigenschaften stört Sie im Arbeitsalltag am meisten?
Die diebische Freude, Tippfehler bei anderen zu finden. Peinlich!
Mit welcher (historischen) Person würden Sie gerne essen gehen?
Mit Ernst Jandl Wörter verdrehen. Aber lieber bei einem Gazierspang als beim Essen.
Ihre Lieblingswissenschaft?
Die unendlichen Weiten des Universums. Ich wünschte, ich könnte Astrophysiker besser verstehen. Denn schon mit meinen laienhaften Einblicken relativieren sich unsere irdischen Dimensionen bei einem Blick in den Nachthimmel so rasend schnell.
Welches Forschungsthema würden Sie äußert ungern kommunizieren?
Astrophysik. Ich würde scheitern.
Ohne Hindernisse wie Geld oder Zeit: Welches Projekt würden Sie gerne umsetzen?
Das ausgebuchte Berliner Olympiastadion mit einem Klima-Wissenschafts-Comedy-Musik-und-Party-Tag bespielen – jährlich. Der Klimawandel ist so wichtig für unser Überleben auf diesem Planeten, dass er endlich auf alle Bühnen gehört, ohne erhobenen Zeigefinger.
In welchem Bereich würden Sie gerne arbeiten, wenn nicht in der Wissenschaftskommunikation?
In der Philosophie. Hab’s studiert, bin aber leider nicht klug genug für einen beruflichen Weg darin.
Wissenschaftskommunikation im Jahr 2030 ist …
… leider immer noch nicht flächendeckend in den obersten Chefetagen als eigenständiger Verantwortungsbereich verankert, der von Kommunikations-Profis verantwortet wird.
Was halten Sie für die größte Errungenschaft der Wissenschaftsgeschichte?
Die Kopernikanische Wende. Das Universum dreht sich nicht um uns.
Wie haben Sie sich als Kind die Zukunft vorgestellt?
Meine persönliche Zukunft als Leben auf dem Land mit vielen Tieren, umgeben von Wiesen, Feldern, Wäldern. Heute lebe ich in Berlin-Mitte. Das gesellschaftliche Leben habe ich mir wie viele meiner Freunde technisch-futuristisch vorgestellt. Ende der 90er kamen dann Handys auf den Massenmarkt und haben meine kühnsten Vorstellungen meilenweit übertroffen. Prognosen sind nicht mein Geschäft.
Wie bekommen Sie bei Stress am besten Ihren Kopf frei?
Laufen oder Spazierengehen und dabei möglichst unauffällig Selbstgespräche führen.
Kolleg*innen helfe ich gerne bei… / Ich stehe gerne Rede und Antwort zu…?
… beim Kontakte knüpfen und beim Texten. Außerdem liebe ich Grammatik. Klingt schräg, aber ich verspreche, ich war nie ein Streber.
Wem würden Sie den Fragebogen gerne schicken und welche Frage würden Sie dieser Person gerne stellen?
Einer / einem Psychologen. Mich würde interessieren, was uns Menschen dazu bringt, Probleme wie den Klimawandel zu lösen anstatt sie vor uns her zu schieben.
Roland Koch ist seit 2015 in der Kommunikation der Helmholtz-Gemeinschaft tätig. Bis 2019 war er Pressesprecher in der Berliner Geschäftsstelle, seit 2020 leitet er die Kommunikationsabteilung der Helmholtz-Klima-Initiative. Er hat in Göttingen und Berlin Philosophie studiert und danach zunächst 17 Jahre als Journalist gearbeitet, unter anderem für Der Tagesspiegel und die Deutsche Universitätszeitung.