Nachgefragt – bei Max Wetterauer

Max Wetterauer ist Wissenschaftsmanager am Transferzentrum der Pädagogischen Hochschule Heidelberg und betreut dort die "offene Hochschule".
© Carsten Huber
06. April 2021

In der Reihe „Nachgefragt“ stellen wir in loser Folge Menschen vor, die in der Wissenschaftskommunikation arbeiten. Mit 17 Fragen - und 17 Antworten, mal ernsthaft, mal humorvoll.

von Sina Metz

In der Ausgabe Dreiundsechszig sprechen wir mit Max Wetterauer über seinen Weg in die Wissenschaftskommunikation. Er arbeitet als Wissenschaftsmanager am Transferzentrum der Pädagogischen Hochschule Heidelberg. Im Bereich „Offene Hochschule“ tüftelt er an den Baustellen Open Science und Social Media.

Ein*e gute*r Kommunikator*in braucht…?

… Empathie, Flexibilität und Bock auf Wissenschaft. Es ist wichtig, sich in die Menschen hineinversetzen zu können, die man mit den eigenen Inhalten erreichen möchte. Das bedeutet oft auch, dass man sich spontan anpassen muss. Gleichzeitig ist es immer leichter, Inhalte zu vermitteln, wenn das Gegenüber sieht: „Mensch, der hat Spaß dran!“

Was hat Sie dazu bewogen, in der Wissenschaftskommunikation zu arbeiten? 

Ein bisschen Zufall: Nach einem Jahr in einer Online-Redaktion hatte ich wieder Lust, in einem wissenschaftlichen Umfeld zu arbeiten. Glücklicherweise hatte die PH Heidelberg da gerade den Zuschlag für ein großes Drittmittelprojekt erhalten, in dem eine WissKomm-Spielwiese auf mich wartete. Seither tobe ich mich dort aus und bin glücklich.

Ihr Arbeitsalltag in drei Schlagworten?

„Klar, das geht.“

Was war Ihr schönstes Erlebnis als Kommunikator*in?

Unser erster Science Slam im Mai 2019 im rustikalen Café Leitstelle in Heidelberg. Das Haus war voll, die Stimmung super. Es gab starke Slambeiträge von Forscherinnen aus dem Projekt TRANSFER TOGETHER. Besonders gefallen hatte mir aber auch, dass eine Studentin der PH Heidelberg unserem Aufruf gefolgt ist und einen Slam über ästhetisches Lernen präsentierte. Die Aufnahme des Science Slam zücke ich heute noch gerne in Beratungen als Anschauungsbeispiel (gibt’s auf YouTube). 

Was war Ihr größtes Kommunikationsdesaster?

Ein Desaster war es eigentlich nicht. Aber als ich einmal in München am Rande einer Konferenz einen Workshop zu Wissenschaftskommunikation geleitet habe, wurde ich von den (sehr kritischen) Teilnehmer*innen mit Fragen durchlöchert. Das hat mir zwar mein Konzept komplett zerschossen, aber war mitunter die spannendste Diskussion, die ich in dem Themenfeld erlebt hatte. Das hat mich zum Nachdenken gebracht. Seither plane ich meine Workshops offener.

Welche Ihrer Eigenschaften stört Sie im Arbeitsalltag am meisten? 

Ich kann sehr stur sein, wenn ich von einer Idee erstmal überzeugt bin. Please, change my mind.

Mit welcher (historischen) Person würden Sie gerne essen gehen?

Willy Brandt.

Ihre Lieblingswissenschaft?

Die Geschichtswissenschaft, keine Frage. Zum einen reizen mich auch noch nach dem Studium historische Fragestellungen. Sie helfen uns dabei, die Gegenwart besser zu verstehen. Derzeit liegt auf meinem Nachttisch Volker Reinhardts „Die Macht der Seuche“ über die großen Pestausbrüche im 14. Jahrhundert. Es ist einfach spannend zu sehen, wie unterschiedlich (und doch ähnlich) Menschen auf große Katastrophen reagieren. Zum anderen habe ich in meinem Studium damals so viel gelernt, von dem ich bis heute zehre, wie etwa Quellenkritik, Recherche, Sprachsicherheit sowie eine gute Ausdauer beim Lesen und Schreiben. Im Gespräch mit Sozial- oder Naturwissenschaftler*innen fällt mir auch immer wieder auf, wie sehr mein Verständnis von Wissenschaft dadurch geprägt worden ist.

Welches Forschungsthema würden Sie äußert ungern kommunizieren?

Solange sauber und transparent daran gearbeitet wurde, sehe ich da keine Einschränkungen. Im Rahmen des Projekts TRANSFER TOGETHER kommunizieren wir auch zur Prävention von Antiziganismus. Da trudeln dann zwar immer wieder rassistische Nonsens-Kommentare bei uns rein (z.B. im Zusammenhang mit der WDR-Sendung „Die letzte Instanz“). Aber ich sehe das eher als Indikator dafür, dass hier noch viel Kommunikationsarbeit vor uns liegt.

Ohne Hindernisse wie Geld oder Zeit: Welches Projekt würden Sie gerne umsetzen?

Eine aufwendige Hörspiel-Produktion über mittelalterliche Geschichte. Eine spezielle Zielgruppe wären Schulen, wo oft die Zeit fehlt, um Begeisterung für (Geschichts-)Wissenschaft zu schaffen.

In welchem Bereich würden Sie gerne arbeiten, wenn nicht in der Wissenschaftskommunikation?

Es ist ja schließlich das Handwerk, das Freude macht. Insofern entweder im Medienbereich oder direkt in der Forschung. 

Wissenschaftskommunikation im Jahr 2030 ist …

… an deutschen Hochschulen und Universitäten so selbstverständlich, dass sich Kommunikator*innen in unbefristeten Arbeitsverhältnissen darum kümmern. Für Wissenschaftler*innen im Jahr 2030 gehört Wissenschaftskommunikation zum guten Ton und ist karrierefördernd.  

Was halten Sie für die größte Errungenschaft der Wissenschaftsgeschichte? 

Das Internet. Je mehr Menschen Zugang zu freiem Wissen haben, desto besser.

Wie haben Sie sich als Kind die Zukunft vorgestellt?

Ich war als Kind total angefixt von Dinosauriern und wollte Paläontologe werden. Mit meinem Geschichtsstudium lag ich nur ein paar Millionen Jahre daneben. 

Wie bekommen Sie bei Stress am besten Ihren Kopf frei?

Katze streicheln.

Kolleg*innen helfe ich gerne bei…

… eigentlich allem. Vor allem, wenn es irgendwie digital oder textlastig ist. Ich liebe es, mit Kolleg*innen etwas auszuprobieren ohne zu wissen, ob es klappt. So bin ich etwa in einen Working-Out-Loud-Circle gestolpert. Schönes Format für Kommunikator*innen!

Wem würden Sie den Fragebogen gerne schicken und welche Frage würden Sie dieser Person gerne stellen?

Ich würde den Fragebogen gerne Lena Schwenker schicken und fragen, wie sie Wissenschaftskommunikation stärker im Studium einbinden würde.

Max Wetterauer ist Wissenschaftsmanager am Transferzentrum der Pädagogischen Hochschule Heidelberg und betreut dort den Bereich „Offene Hochschule“. Er hat in Heidelberg Geschichte studiert und twittert unter @MaxWetterauer.