Nachgefragt bei Florence Randrianarisoa

© Foto: Matthias Mettenbörger
21. Juni 2023

In der Reihe „Nachgefragt“ stellen wir in loser Folge Menschen vor, die in der Wissenschaftskommunikation arbeiten. Mit 17 Fragen - und 17 Antworten, mal ernsthaft, mal humorvoll.

von Martin Bäckert

In der fünfundachtzigsten Ausgabe sprechen wir mit Dr. Florence Randrianarisoa. Die studierte Humanmedizinerin veröffentlichte 2022 ihr Buch “Ein Muskelkater will auch gekrault werden”, betreibt mit DR. FLOJO einen eigenen YouTube-Kanal und ist Teil des Quarks-Team.

Ein*e gute*r Kommunikator*in braucht…?

Geduld und Empathie. Außerdem ist Leidenschaft für das eigene Feld essentiell.

Was hat Sie dazu bewogen, in der Wissenschaftskommunikation zu arbeiten?

Schwieriges verständlich machen und miterleben, wie sich durch die neu gewonnene Erkenntnis die Miene des Gegenübers aufhellt - das hat mir schon immer viel Freude bereitet. Während meiner Tätigkeit als Ärztin fand ich jedoch oft schade und ernüchternd, dass dafür im Klinikalltag sehr wenig Zeit bleibt. Dabei ist es gerade dort so wichtig, dass Menschen ihren Körper kennen und Zusammenhänge verstehen. Also habe ich beschlossen, beim Thema Bildung und Aufklärung mit anzupacken.

Ihr Arbeitsalltag in drei Schlagworten?

Bereichernd, belebend, bunt.

Was war Ihr schönstes Erlebnis als Kommunikator*in?

Ein Ranking ist schwierig. Generell freue ich mich immer sehr, wenn ich merke, dass die Kommunikation geglückt ist. Zu den schönsten Momenten gehört aber wohl, wenn Schüler*innen mir sagen oder schreiben, dass sie mit meiner Hilfe ein Thema besser verstanden haben und sich darin nun sattelfester fühlen. 

Was war Ihr größtes Kommunikationsdesaster?

Ein Desaster gab es bisher zum Glück nicht.

Welche Ihrer Eigenschaften stört Sie im Arbeitsalltag am meisten?

Meine Schwäche für Kuchen und Schokolade. Wenn es schnell gehen muss (und das tut es ja irgendwie immer), nehme ich mir keine Zeit gesund zu kochen.

Mit welcher (historischen) Person würden Sie gerne essen gehen?

Kleopatra. Ich stelle mir vor, dass sie äußerst klug und charismatisch gewesen sein muss.

Ihre Lieblingswissenschaft?

Die Medizin. Sie vereint mehrere Wissenschaften in sich, erneuert sich permanent und natürlich ist sie stets lebensnah. Mich fasziniert dabei immer wieder, wie raffiniert der menschliche Körper ist und wie selbstverständlich er funktioniert trotz und gerade wegen seiner Komplexität.

Welches Forschungsthema würden Sie äußerst ungern kommunizieren?

Da fällt mir nichts ein. Auch wenn manche Themen im ersten Moment etwas trocken oder undankbar scheinen mögen - sobald man sich tiefer damit beschäftigt, bekommt alles seinen Reiz. Genau das macht meinen Job so interessant.

Ohne Hindernisse wie Geld oder Zeit: Welches Projekt würden Sie gerne umsetzen?

Am liebsten würde ich in der Schule das Fach „Gesundheit“ einführen. Ich finde, das Thema kommt dort viel zu kurz. Dabei ist es meines Erachtens besonders wichtig, dass wir früh lernen, wie der Körper funktioniert, was ihm gut tut, was nicht und vor allem warum. Das muss gar nicht so detailliert wie in einem Medizinstudium sein. Ich bin überzeugt davon, dass ein gutes Grundwissen sehr dabei hilft, ein Gefühl für den eigenen Körper zu bekommen und gesünder durchs Leben zu gehen.

In welchem Bereich würden Sie gerne arbeiten, wenn nicht in der Wissenschaftskommunikation?

Ich tanze und backe sehr gerne. Wenn ich mal groß bin, werde ich also sehr wahrscheinlich Salsatänzerin und Konditorin - natürlich gleichzeitig.

Wissenschaftskommunikation im Jahr 2030 ist …

… hoffentlich viel verbreiteter und für noch viel mehr Menschen zugänglich.

Was halten Sie für die größte Errungenschaft der Wissenschaftsgeschichte?

Es gibt viele Meilensteine! Die Geburt von Antibiotika und Impfungen sind aber definitiv unter den bedeutendsten.

Wie haben Sie sich als Kind die Zukunft vorgestellt?

Langweilig. Erwachsene wirkten auf mich oft ernst und träge. „Wie können die bloß stundenlang sitzen und nur reden, anstatt zu spielen oder umher zu toben?“. Ich konnte auch nicht nachvollziehen, wenn andere Kinder endlich zu „den Großen“ dazugehören wollten.

Wie bekommen Sie bei Stress am besten Ihren Kopf frei?

Mit Tanzen und Singen. Bewegung und Musik sind für mich immer wie ein Mini-Urlaub, der meine Perspektive ändert, Glückshormone freisetzt und meine Batterien auflädt.

Kolleg*innen helfe ich gerne bei…

…dem Sprung ins kalte Wasser. Den Mut zu finden, im Beruf eher unkonventionelle Wege zu gehen, etwas Neues auszuprobieren - das wird in unserer Gesellschaft nicht immer gern gesehen. Aus Erfahrung weiß ich, wie wertvoll dann solche Unterstützung ist.

Wem würden Sie den Fragebogen gerne schicken und welche Frage würden Sie dieser Person gerne stellen?

Ich würde gerne die Wissenschaftlerin Ann Tsukamoto fragen, wann sie begonnen hat zu erahnen, welch große Bedeutung ihre Stammzellenforschung für die Krebstherapie haben würde.

Florence Randrianarisoa studierte zunächst Medienkulturwissenschaft und Medienmanagement in Köln und Rom. Nach ihrem daran anschließenden Studium in Humanmedizin arbeitete sich einige Jahre im Krankenhaus. Von dort aus zog es Sie in die Wissenschaftskommunikation. Mittlerweile arbeitet Dr. Randrianarisoa als Moderation, Autorin, YouTuberin und Medizinjournalistin.