Evaluation verankern, Wirkung multiplizieren

© Simon Esser/WiD
24. Juli 2025

Von April bis Juni lief der erste Durchgang des neuen Multiplikator*innen-Programms „Wissen, was wirkt“ der Impact Unit. Die Weiterbildung richtet sich an Mitarbeitende in Kommunikationsabteilungen von Wissenschaftseinrichtungen und vermittelt vertiefte Kenntnisse zu wirkungsorientierter Wissenschaftskommunikation und Evaluation. Julia Panzer, stellvertretende Projektleiterin der Impact Unit und Mitinitiatorin des Programms, berichtet im Interview über Erfahrungen und Anwendungsperspektiven.

von Simon Esser


Julia, ihr habt gerade die erste Ausgabe der Multiplikator*innen-Fortbildung „Wissen, was wirkt“ abgeschlossen. Mehrere Termine, eine kleine Gruppe, viel Austausch. Was war eure Motivation, dieses Format zu entwickeln?

Unsere Hauptmotivation war, die Expertise zur Wirkung und Evaluation von Wissenschaftskommunikation noch stärker und vor allem nachhaltig an Institutionen zu verankern. Wir haben in der Vergangenheit oft gemerkt, dass das Interesse an Evaluation sehr groß ist – vor allem an der praktischen Umsetzung. Aber gleichzeitig fehlen in vielen Einrichtungen die Strukturen, um das Thema wirklich systematisch anzugehen. Deshalb wollten wir mit dem Multiplikator*innen-Programm Personen befähigen, in ihren Einrichtungen als Ansprechpersonen zu wirken, erste Fragen zu beantworten, Kolleg*innen zu beraten oder selbst Evaluationen anzustoßen – immer angepasst an die jeweiligen Bedarfe.

Es geht also um den bewussten Wechsel von der Einzelperson, die ihre eigene Arbeit evaluieren möchte, hin zur systemischen Beratung. Wie habt ihr diese neue Ausrichtung in der Weiterbildung berücksichtigt?

In bisherigen Workshops haben wir oft Schwerpunkte gesetzt – etwa auf Methoden oder Planungsprozesse. Im Multiplikator*innen-Programm war uns wichtig, das gesamte Spektrum abzudecken: von der Zieldefinition über strategische Planung von Wissenschaftskommunikation bis zur konkreten Umsetzung von Evaluationen. Besonders war auch, dass wir das noch stärker mit praktischen Übungen kombiniert haben – so konnten die Teilnehmenden das Gelernte direkt im kleinen Rahmen anwenden. Ein Fokus lag zudem auf der Frage: Wie lässt sich Evaluation konkret an meiner Institution verankern? Dazu haben wir intensiv über bestehende Rahmenbedingungen gesprochen – also was hilft, was hemmt – und passende Strategien entwickelt.

Gab es Herausforderungen, die immer wieder genannt wurden?

Ja, ganz klar: zeitliche Ressourcen. Es gibt kaum Stellen an Hochschulen, die sich explizit mit Evaluation von Wissenschaftskommunikation beschäftigen. Viele übernehmen das nebenbei – etwa aus der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit heraus. Wir wollen den Beteiligten Werkzeuge an die Hand geben, um ihre Rolle im Rahmen ihrer Möglichkeiten weiterzuentwickeln. Sehr häufig kam die Frage: Wie bringe ich das Gelernte langfristig in meine Institution ein? Wir haben darauf geachtet, dass jede*r Teilnehmende einen eigenen, passenden Weg finden konnte: Ob das nun regelmäßige Impulse im Teammeeting sind oder der Aufbau eines Beratungsangebots.

Das Programm ist modular aufgebaut. Welche strukturellen oder organisatorischen Vorteile ergaben sich daraus?

Die Teilnehmenden konnten zwischen den Terminen reflektieren: Was passt zu meiner Institution? Was nicht? Sie kamen mit ihren Erfahrungen und Fragen zurück ins nächste Modul. Und auch für die inhaltliche Tiefe war das hilfreich – gerade für Personen, die noch nicht so viel Erfahrung mit Evaluation hatten. Es gab genug Raum, Inhalte sacken zu lassen und mit realen Herausforderungen abzugleichen.

© Simon Esser/WiD

Was war ein besonderer Aha-Moment für dich?

Für mich war es besonders eindrucksvoll zu sehen, wie sehr die Teilnehmenden voneinander profitiert haben. Es ging nicht nur um unsere Inhalte, sondern darum, wie andere es machen. Wer hat schon Formate evaluiert? Was funktioniert für welche Zielgruppe – und was nicht? Ich erinnere mich besonders an die erste Gruppenarbeit im Modul in Berlin. Es war kaum möglich, die Kleingruppen wieder zusammenzuziehen, so intensiv war der Austausch.

Eine Methode, die besonders gut ankam, war die kollegiale Fallberatung. Dabei kommt eine kleine Gruppe zusammen, um eine Person bei einem Anliegen zu unterstützen. Jede*r in der Gruppe übernimmt eine bestimmte Rolle. Es gibt eine feste Zeitvorgabe. Dabei werden Fragen behandelt, die einen im Alltag umtreiben. Die Methode ist sehr strukturiert und gibt einen klaren Rahmen vor. Das hat den Teilnehmenden geholfen, ihre Herausforderungen gemeinsam zu besprechen und voneinander zu lernen.

Welche Entwicklungen hast du bei den Teilnehmenden über die Zeit gesehen?

Da ist richtig viel passiert. Eine Teilnehmerin hat eine größere Veranstaltung zur Wissenschaftskommunikation an ihrer Hochschule genutzt, um das Thema Evaluation aktiv einzubringen. Andere haben bereits selbst Workshops dazu gegeben. In vielen Teams ist das Thema angekommen – oft mit einem ersten Schritt: ein Format evaluieren, um zu sehen, wie es wirkt. Genau das war unser Ziel.

Oliver Häußler von der Uni Tübingen etwa hat zentrale Inhalte aus dem Programm in ein Forschungsseminar der Medienwissenschaften zum Thema Public Engagement eingebaut. Die Studierenden erarbeiten darin kreative Ideen für den Dialog mit der Öffentlichkeit. Von Minute eins an denken sie nun mit, wie sie die Vorhaben systematisch mit strategischen und evaluativen Methoden verknüpfen können. So wird das Know-how direkt an die nächste Generation von Wissenschaftskommunikator*innen weitergegeben.

Oliver nutzt das erworbene Zertifikat auch als sichtbares Qualitätssiegel innerhalb seines Teams und der Institution. Er plant, ein eigenes Beratungsangebot an der Uni zu etablieren, rund um strategische Wissenschaftskommunikation, Public Engagement und Evaluation. Innerhalb des internen Netzwerks „Roundtable Wissenschaftskommunikation“ wird das Thema Wirkung und Evaluation zudem eingebracht, um institutionelle Sensibilisierung und Wissenstransfer zu fördern. Ein Ziel ist es, die Dimensionen Wirkung, Strategie und Evaluation künftig noch stärker in Antragsprozesse einzubinden und so langfristig zur Qualitätssicherung beizutragen. Zur nachhaltigen Verankerung des Beratungsgedankens ist darüber hinaus eine monatliche Sprechstunde geplant, die auch auf individuelle Anfrage hin zur Verfügung stehen wird.

Auch Marlen Sommer, Referentin der CCO an der TU Dresden, setzt schon konkrete Angebote um. Sie ist bereits Ansprechpartnerin für die Themen Wirkung und Evaluation von Wissenschaftskommunikation, ab Herbst wird sie zusätzlich ein Beratungsangebot an der TUD einrichten. Ziel ist es, hochschulintern ein fest verankertes Netzwerk aufzubauen, in dem regelmäßiger Austausch zu Wirkung und Evaluation stattfindet.

© Simon Esser/WiD

Wie geht es jetzt mit dem Angebot weiter?

Die Vernetzung lebt weiter – das war uns wichtig und auch den Teilnehmenden. Für den Herbst sind kleine Alumni-Treffen geplant, sowohl bei Konferenzen als auch digital. Wir wollen hören: Wie läuft es weiter? Was braucht ihr noch? Und wir möchten künftig die jetzigen Absolvent*innen mit der nächsten Kohorte vernetzen – damit das Netzwerk stetig wächst.

Was wollt ihr beim nächsten Mal anders machen?
Grundsätzlich hat der modulare Aufbau sehr gut funktioniert. Für den nächsten Durchgang wollen wir aber noch mehr Zeit für den Austausch einplanen – insbesondere in den digitalen Modulen kam das manchmal zu kurz. Außerdem gab es den Wunsch, sich noch häufiger in Präsenz zu sehen. Das ist nicht für alle machbar, aber wir prüfen, wie wir das besser integrieren können. Und wir wollen noch mehr Beispiele aus der Praxis einbringen – vielleicht auch durch externe Gäste, die aus ihren Evaluationserfahrungen berichten.


Wir führen das Multiplikator*innen-Programm fort. Informationen zur nächsten Fortbildung geben wir voraussichtlich Ende 2025 bekannt. Wir informieren Sie über unsere Social-Media-Kanäle, Website und den Newsletter der Impact Unit. Über den nachfolgenden Link können Sie sich zum Newsletter anmelden.

© Simon Esser/WiD